Rücktritt von Doris Leuthard Zwölf Jahre Bundesrat sind genug

  • Gut ein Jahr vor den nächsten Parlamentswahlen geht das Stühlerücken in der Regierung weiter.
  • Zwei Tage nach Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann (FDP) kündigte auch Umwelt- und Verkehrsministerin Doris Leuthard (CVP) ihren Rücktritt zum Ende des Jahres an.
  • Leuthard zeigte sich während ihrer Rücktrittsrede sichtlich gerührt.
  • Die Bundesrätin war seit 2006 in der Landesregierung.

«Wechsel sind immer mit Emotionen verbunden», sagt die sichtlich berührte Bundesrätin. Die Schweiz stehe im Moment gut da, bilanziert sie. Die Schweiz werde von internationalen Entwicklungen beeinflusst. Das dürfe man nie vergessen.

«Es gibt ein Leben nach dem Bundesrat», sagte die abtretende Bundesrätin Doris Leuthard in Bern vor den Bundesratsmedien. Einleitend witzelte sie über «Gerüchte aus verlässlichen Quellen» über ihren Rücktritt im März und später im Juni. «Doch die einzige verlässliche Quelle ist die betroffene Person», sagte sie.

Nach zwölf Jahren etwas müde

Sie habe schon vor einiger Zeit entschieden, Ende Jahr zu gehen und dies im Herbst anzukündigen. Sie habe nach zwölf Jahren im Amt eine gewisse Amtsmüdigkeit an sich festgestellt, vor allem wenn gewisse Themen immer wieder aufkämen, wie sie sagte.

Leuthard kritisierte, dass die Parteien immer mehr Einfluss auf den Bundesrat nehmen wollten. Das habe sich in den letzten Jahren verstärkt. Die Regierungsmitglieder bräuchten aber Distanz zur Parteipolitik, um als Kollegium zu funktionieren.

Ihr Amt habe sie als Dienst an der Gesellschaft und am Land verstanden und es gerne ausgeführt. Die Arbeit im Bundesrat habe sich in ihren zwölf Amtsjahren aber verändert, sagte Leuthard. «Die Schweiz steht sehr gut da, ist aber zugleich verletzlicher geworden.» Das Umfeld bestimme die Position und auch die Interessen der Schweiz mehr mit. «Dass wir alles selber bestimmen und steuern können, ist ein Trugschluss.»

Mehr Zeit für die Familie

Leuthard freut sich auf das «Leben nach dem Bundesrat», eine Zeit, «in der ich zum Beispiel nicht jede Woche zwei Mal den Koffer packen muss» und auf mehr Zeit mit ihrem Mann und mit ihrer Familie, die in den Bundesratsjahren zu kurz gekommen seien, sagte Leuthard sichtlich gerührt.

Konkrete berufliche Absichten, was die Zeit nach der Politik angehe, habe sie noch nicht. «Ich werde aber sicher nicht nur privatisieren.» Vielmehr strebe sie eine gemeinnützige Arbeit in einem Job an, der üblicherweise nicht so heiss begehrt sei.

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