«Kassensturz undercover» Dubioser Autovermieter rastet vor laufender Kamera aus

Ein Autovermieter lockt Kunden mit Tiefstpreisen und zockt sie dann mit masslosen Forderungen ab. Bei der Konfrontation von «Kassensturz» rastet er aus. «Kassensturz» deckt auf: Der Autovermieter agiert unter falschem Namen und hat eine düstere Vergangenheit.

Seit Monaten zieht der deutsche R.S. Konsumenten, die bei ihm in Bülach bei Zürich einen Lieferwagen mieten wollen, über den Tisch. Er lockt Kunden mit Tiefstpreisen und zockt sie dann mit masslosen Forderungen ab.

So geht die Masche

Sein Trick: Beim Ausfüllen des Vertrags lässt er den Mietern kaum Zeit, die Vertrags-Bedingungen richtig durchzulesen. Bei der Rückgabe kommt dann die Überraschung:

  • Auf der Homepage erweckt R.S. den Eindruck, ein Transporter sei für 99 Franken «mit Kilometer» zu haben. Bei der Übergabe des Wagens kostet die Miete dann plötzlich 150 Franken.
  • Die meisten Kunden merken erst bei der Wagenrückgabe, dass nur 15 Kilometer inklusive sind.
  • Zudem verrechnet R.S. manchmal frei erfundene Neuschäden und zaubert stets versteckte Gebühren hervor, bis die Miete das vorher einkassierte Depot von 500 Franken übersteigt. Dieses Depot sackt R.S. jeweils vor Mietantritt bar oder per EC-Überweisung ein.

Dutzende Leute haben inzwischen Geld verloren. Die Kantonspolizei Zürich die Ermittlungen aufgenommen.

«Kassensturz» Recherchen decken auf, dass der Autovermieter auch in andere dubiose Geschäfte verwickelt ist: R.S. war 2013 an einen gigantischen Schwindel beteiligt. Damals verkaufte der dem Grossverteiler Aldi über fünf Tonnen «Schweizer Honig». Der Honig stammte aber aus dem Ausland. Und das ist noch nicht alles.

Manipulierte Pistole konfisziert

Vor dem Zürcher Obergericht ist gegen den Deutschen ein Verfahren hängig. Ein Urteil gibt es noch nicht. Es geht um Drohung, Betrug, mehrfache Irreführung der Rechtspflege. Ebenfalls laufen Ermittlungen wegen mehrfachen Vergehen gegen das Waffengesetz: Verbotener Erwerb, Besitz und Herstellung von Seriefeuerwaffen. Dies geht aus einer Verfügung des Zürcher Obergerichts hervor.

Service

Die Polizei beschlagnahmte unter anderem eine auf Seriefeuer umgebaute Pistole Glock, Zielfernrohre und Schalldämpfer.

R.S. ruft die Polizei und wird selbst abgeführt

Als «Kassensturz» mit den Vorwürfen konfrontiert, eskaliert die Situation: R.S. will keine Auskunft geben und flüchtet zuerst in seine Wohnung neben der Autovermietung.

Als «Kassensturz» noch mit Filmaufnahmen beschäftigt ist, taucht er plötzlich wieder auf. Nun mit einer Maske vermummt. R.S. rastet vor laufender Kamera aus, bedrängt die Reporter und verängstigt Passanten.

Am Schluss waren vier Polizisten vor Ort. Sie haben R.S. auf Waffen untersucht und ihn zur Einvernahme auf den Polizeiposten abgeführt.

R.S. wollte zu den Vorwürfen von «Kassensturz» keine Stellung nehmen. Es gilt die Unschuldsvermutung.

Grafik geklaut

R.S. hat für seine dubiose Vermietungs-Firma das Logo der seriösen Winterthurer Autovermietung Miettransporter gestohlen. Seit der «Kassensturz»-Sendung wird deshalb Geschäftsführer Heinz Allmann mit erzürnten Telefonanrufen eingedeckt. Wie Allmann gegenüber «Espresso» sagt, erhält er nun erboste Telefonate, weil die Firma verwechselt wird. Nach erfolgloser Intervention beim Bülacher Autovermieter versucht Heinz Allmann nun auf dem juristischen Weg ein Abschalten der Homepage zu erwirken.

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